Webhosting in Deutschland: Quo vadis GoDaddy?

Webhosting in Deutschland: Quo vadis GoDaddy?

Derzeit wird der Webhosting Markt in Deutschland gründlich umgekrempelt. Der wichtigste Akteur dabei: Hosting-Riese GoDaddy aus den USA. Für viele bedeutet das zunächst nur, dass es künftig einen weiteren wichtigen Anbieter für Website-Baukästen und kleinere Hosting-Pakete gibt. Bei anderen schrillen die Alarmglocken, weil sie befürchten, dass im Zuge des Engagements von GoDaddy in Deutschland die Aushöhlung der Datensicherheit für Hosting-Kunden – und deren Kunden – droht. Wir fassen zusammen, was genau gerade passiert, was das für den Datenschutz bedeutet und warum Deutschland als Serverstandort wärmstens zu empfehlen ist.

Was passiert gerade auf dem deutschen Hosting-Markt?

Vor wenigen Tagen ist der US-amerikanische Hosting-Gigant GoDaddy mit einem auf Kunden in Deutschland zugeschnittenen Webhosting-Angebot in den deutschen Markt gestartet. Damit steht für angehende Betreiber von kleinen und einfachen Websites nun ein weiterer Anbieter zur Auswahl. Wie schon in den USA wird GoDaddy auch hierzulande nicht zuletzt voll ausgestattete Website-Baukästen anbieten, die es auch Einsteigern und Laien ermöglichen, mit ein paar Klicks und Tastatureingaben ihren eigenen Webauftritt zu realisieren. Das ist zunächst nicht besonders interessant. Aber dieser Schritt ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass auf dem deutschen Webhosting-Markt derzeit einiges in Bewegung kommt. Und aus diesem Grund wird derzeit wild spekuliert, was als nächstes passiert und wohin diese Entwicklung mittel- und langfristig führen wird.

Was bisher geschah

Lange Zeit war das Geschehen auf dem Hosting-Markt in Deutschland recht entspannt. Eine Vielzahl von Anbietern mit Sitz im Inland konnte sich in diesem noch jungen Bereich positionieren und ausbreiten. Die Nachfrage wuchs rasant – und die Rechenzentren auch. Dabei gab es bald zwei erkennbare Lager in der deutschen Webhosting-Landschaft. Zum einen etablierten sich Anbieter für – mehr oder weniger – preisgünstige Einsteigerlösungen wie Do-it-yourself-Baukästen, fertig eingerichtete CMS- oder Onlineshop-Pakete und Shared-Hosting-Produkte, deren Zielgruppe vor allem Privatleute und Hobbyanwender ausmachen. Zum anderen machte sich eine Reihe von Hostern einen Namen als Anbieter für robuste Lösungen, die für den professionellen Einsatz geeignet sind: vServer, dedizierte Server und Server-Cluster.

Aber gerade im Bereich der für den Einsatz in der Breite konzipierten einfachen Hosting-Lösungen waren insbesondere in den zurückliegenden Jahren deutliche Anzeichen für mit einiger Härte geführte Verteilungskämpfe zu beobachten. Und in dieser Situation trat gegen Ende des Jahres 2016 GoDaddy – bereits damals größter Domain-Registrar weltweit – auf den Plan, übernahm im Zuge einer Einkaufstour durch dutzende Länder die britische, auch in Deutschland fest etablierte Host Europe Group (HEG), zu der neben Host Europe auch DomainFactory und Plusserver gehören, und konnte sich damit auf einen Schlag „Europäischer Marktführer im Bereich Cloud Services für Kleinunternehmer“ nennen. Wenige Monate später konnte die in Rheinland-Pfalz beheimatete United Internet AG, der unter anderem bereits das Hosting-Schwergewicht 1&1 gehörte, ihre durch GoDaddys Coup plötzlich schwer bedrohte Stellung als Marktführer in Deutschland der Telekom den aufstrebenden und überaus populären Webhoster Strato abkaufen. – Und nun, ein knappes Jahr später, unternimmt GoDaddy den nächsten Schritt um seine internationale Marktmacht auch hierzulande weiter auszubauen: Der Riese aus Übersee geht nun auch in Deutschland mit eigenen Hosting-Angeboten an den Start.

Und wie geht es weiter?

Der inzwischen weit fortgeschrittene Konzentrationsprozess auf dem europäischen und dem deutschen Markt für Webhosting eröffnet nun viel Raum für Spekulationen: Was kommt als nächstes? Was bedeutet das für die Kunden? Steigen bald die Preise? Zusätzlich angeheizt wird die nicht zuletzt in Kommentarspalten ausgetragene Diskussion durch das resolute Auftreten von GoDaddy, einem US-amerikanischen Akteur in Europa und nun auch immer bestimmter und sichtbarer in Deutschland. Denn während hierzulande Datenschutz noch großgeschrieben wird, müssen sich Unternehmen, deren Server in den USA stehen, nicht an das EU-Datenschutzrecht halten. Wer also mit einem US-amerikanischen Anbieter einen Hosting-Vertrag abschließt oder seine Daten einem Hoster anvertraut hat, der in die USA verkauft worden ist, muss sich nun fragen: Wie sicher sind meine Daten – und die Daten meiner Kunden?

Ist die Datensicherheit für Hosting-Kunden akut gefährdet?

Während die für den deutschen Markt gegründete GoDaddy GmbH angibt, die Daten ihrer Kunden ausschließlich auf Servern in der EU speichern zu wollen (mehr dazu hier), fragt sich für europäische und deutsche Kunden, wie lange das so bleiben wird. Das gilt ebenso für Kunden von Hostern, die in die USA verkauft worden sind – oder in Zukunft verkauft werden. Wer im Hinblick auf den Datenschutz unter keinen Umständen möchte, dass die Daten des eigenen Webauftritts eines Tages auf einen US-amerikanischen Server übertragen werden, sollte daher bei der Wahl des Hosting-Anbieters – oder bei der Suche nach Alternativen zu einer unsicher gewordenen Lösung – langfristige Perspektiven in die Überlegungen einbeziehen. Insbesondere für Onlineshops ist die Sicherheit von Kundendaten im Hosting ein ausgesprochen wichtiger Aspekt.

Das EU-Datenschutzrecht

Seit 2016 gilt mit einer anfänglichen Übergangsfrist, die am 25. Mai 2018 endet, in der Europäischen Union die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), in der weitreichende Richtlinien für den Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten festgelegt werden. Der Datenschutz hat in der EU den Rang eines Grundrechts und genießt daher größtmöglichen Schutz. Damit besteht für alle EU-Mitgliedsstaaten ein solider juristischer Rahmen für das Sammeln, Speichern und Weiterverarbeiten von persönlichen Daten. Wer innerhalb der EU eine Website oder einen Onlineshop betreibt, muss sicherstellen, dass die Webpräsenz die in der Datenschutz-Grundverordnung festgehaltenen Anforderungen erfüllt. Das ist ganz im Sinne der um ihre Daten besorgten Kunden und hilft, wertvolles Vertrauen aufzubauen. Wer seine Server nicht selbst im Keller stehen hat, kann die sensiblen Daten seiner Kunden nicht in vollem Umfang selbst schützen, sondern muss sie einem verlässlichen Hosting-Anbieter anvertrauen. Wenn der Hoster die Daten beispielsweise in den USA speichert, greift die europäische Datenschutz-Grundverordnung jedoch nicht mehr – und die personenbezogenen Daten sind in mancher Hinsicht ungeschützt.

Der rechtliche Rahmen in den USA

In den USA ist der Datenschutz lediglich Teil des Verbraucherschutzrechts und damit weit entfernt vom Rang eines Grundrechts. Auch gibt es dort kein branchenübergreifendes Datenschutzrecht wie die EU-Datenschutz-Grundverordnung oder das zuvor in Deutschland maßgebliche Bundesdatenschutzgesetz. Während die Weitergabe von persönlichen Daten hierzulande sehr strikt geregelt ist (Stichwort: informationelle Selbstbestimmung), wird Wirtschaft und Privatpersonen in den USA freie Hand gelassen, den Umgang mit diesen sensiblen Daten selbst zu regulieren. Hinzu kommt der Patriot Act, der den US-Geheimdiensten FBI, CIA und NSA ohne richterlichen Beschluss den Zugriff auf Server mit Standort in den USA ermöglicht, während entsprechende Schritte hierzulande nur auf richterliche Anordnung hin durchgeführt werden dürfen, wobei zusätzlich eine Informationspflicht der Behörden gegenüber Betroffenen besteht.

Sicher, schnell, stabil: Serverstandort Deutschland

Auch und vor allem im Hinblick auf den Schutz der eigenen Daten sowie von Kundendaten ist Deutschland im internationalen Vergleich ein ganz hervorragender Serverstandort. Denn hier gelten zusätzlich zum EU-weit gültigen Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung noch weitere datenschutzrechtliche Bestimmungen. Darüber hinaus verfügen gute Rechenzentren in Deutschland über sehr schnelle, redundante Anbindungen an wichtige Internet-Knoten wie DE-CIX, AMSIX und LINX. Damit werden nicht nur extrem kurze Antwortzeiten sichergestellt, sondern auch Verbindungsabbrüche durch etwaige Leitungsdefekte ausgeschlossen. Daher empfehlen wir unseren Kunden im Hinblick auf den Datenschutz und die technische Infrastruktur grundsätzlich, den Serverstandort im Inland zu wählen – und setzen bei unseren eigenen Hostingangeboten – zum Beispiel im Managed Magento Hosting – selbstverständlich zu 100 % auf Server in Rechenzentren in Deutschland.

Fazit

Wer eine Website oder einen Onlineshop betreibt, muss bei der Wahl des Hosting-Anbieters sehr genau hinsehen – aber eben nicht nur auf den Preis und die Hardware, sondern auch auf den Sitz des dahinterstehenden Eigentümers und den Serverstandort. Wer Wert auf die Gunst seiner Kunden und die maximale Sicherheit ihrer Daten legt, muss auch auf längere Sicht sicher sein, dass das Rechenzentrum in Deutschland bleibt und die Daten nicht auf US-amerikanischen Servern gespeichert werden. Durch die Aktivitäten von GoDaddy und Amazon auf dem deutschen Hosting-Markt ist dieses Thema für viele ins Bewusstsein gerückt – und es wird uns in Zukunft wohl noch sehr beschäftigen.

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