Payment im E-Commerce: 5 Tipps für Shopbetreiber
Was Zahlungsmethoden angeht, gelten die Deutschen als konservativ bis rückständig: Rechnungskauf, Nachnahme und vor Ort — solange es irgend geht — lieber Bargeld zücken. Aber nicht nur an den Kassen im stationären Handel, sondern auch — und gerade — im E-Commerce ist hierzulande eine tiefgreifende und sicherlich unumkehrbare Verschiebung der Zahlungsgewohnheiten zu beobachten. Zuletzt wurde sogar so etwas wie das Überschreiten eines Kipppunkts hin zu elektronischen Bezahlverfahren gemeldet. Wir sondieren die aktuelle Lage und liefern fünf Praxistipps zum Payment im E-Commerce.
Inhaltsverzeichnis
Vor Jahresendgeschäft 2023: PayPal stößt Rechnungskauf vom Thron
In der EHI-Studie Online-Payment 2023 wurde fast schon so etwas wie eine Payment-Zeitenwende verkündet: 2022 sind in Deutschland erstmals die meisten, nämlich 29,6 Prozent der Online-Käufe mit Paypal bezahlt worden. Der weiterhin beliebte Rechnungskauf landete mit einem Anteil von 23,8 Prozent nur noch auf dem zweiten Platz. (Ein Jahr zuvor hatten beide mit 28,2 Prozent für PayPal und 28,3 Prozent für den Rechnungskauf noch gleichauf gelegen.) Die Nachricht von der Entthronung des Kaufs auf Rechnung erzeugte ein breites Medienecho, das sich schon fast anfühlte wie eine Welle der Erleichterung: Auch die Deutschen finden — endlich — ihren Weg in die Welt der modernen Bezahlverfahren, wenn auch ziemlich spät und bisher auffallend langsam. Augenscheinlich hat sich nun aber endgültig der Wind zugunsten neuerer, schnellerer Zahlungsdienste gedreht. Das ist — gerade mit Blick auf das gerade Fahrt aufnehmende Jahresendgeschäft 2023 — eine sehr wichtige Erkenntnis für Shopbetreiber in Deutschland.
Die weiteren Ergebnisse der Studie zeichnen ein etwas durchwachsenes Bild: Auf Platz drei der umsatzstärksten Zahlungsarten im E-Commerce landete mit 20,9 Prozent das Lastschriftverfahren und auf Platz vier die Zahlung per Kreditkarte (12,1 Prozent). Giropay kletterte auf niedrigem Niveau von 0,4 Prozent auf 1,6 Prozent und wurde damit schon zu den „Aufsteigern des vergangenen Jahres“ gezählt. Die Payment-Services von Amazon und Google spielen der EHI-Studie zufolge hierzulande praktisch keine Rolle.
5 Praxistipps zum Payment für Shopbetreiber
Wie sollten Shopbetreiber nun reagieren, da sich die Vorlieben im letzten Checkout-Schritt merklich verändern? Grundsätzlich gilt, dass eine gewisse Vielfalt der angebotenen Zahlarten spürbar hilft, Kaufabbrüche auf den letzten Metern zu verhindern und die Umsätze von Onlineshops damit messbar anhebt. Aber worauf genau müssen Onlinehändler im Hinblick auf das Payment in ihrem Shop jetzt achten? Wir haben fünf praktische Tipps zusammengestellt.
1. PayPal ist ein Muss
Spätestens seit der Veröffentlichung der Ergebnisse der EHI-Studie Online-Payment 2023 ist klar: An PayPal führt kein Weg mehr vorbei. Vielmehr lässt sich sagen: Immer mehr Wege durch die Checkouts führen direkt auf PayPal zu. Wer einen Onlineshop betreibt und auch im September 2023 noch immer keine Zahlung per PayPal anbietet, muss diesen Zahlungsdienstleister nun schleunigst in sein Portfolio aufnehmen. Im laufenden Jahr wird vermutlich schon mehr als jeder dritte Bezahlvorgang im deutschsprachigen E-Commerce über PayPal abgewickelt — Tendenz steigend.
2. „Buy Now, Pay Later“ anbieten
Ausgesprochen beliebt sind Zahlungsmethoden, die es Konsumenten ermöglichen, Produkte sofort zu kaufen und erst später zu bezahlen. Während der Rechnungskauf mittlerweile eine immer geringere Rolle spielt, stagniert der klassische Ratenkauf auf niedrigem Niveau. Aber immer mehr aufstrebende Payment-Anbieter integrieren Möglichkeiten für „Buy Now, Pay Later“ (BNPL) in ihre Produkte. Allen voran ist auch hier PayPal zu nennen, aber auch Apple Pay, Klarna, Mollie und andere. Sowohl im B2C als auch im B2B nutzen viele Kunden sehr gern diese Möglichkeiten. Shopbetreiber sollten ihr Payment-Angebot entsprechend ergänzen. Zudem sollten Händler sehr aufmerksam verfolgen, wie die neue Verbraucherkreditrichtlinie der EU, die am 12. September 2023 mit großer Mehrheit vom Europäischen Parlament angenommen worden ist, im Lauf der kommenden Jahre in geltendes Recht überführt wird. Noch ist es zu früh, um genau festzustellen, in welcher Weise sich die kommenden Gesetzesänderungen zum Schutz von Verbrauchern vor Überschuldung auf den klassischen Rechnungskauf und andere BNPL-Angebote auswirken werden. Aber schon jetzt lässt sich mit Sicherheit prognostizieren, dass es nicht zuletzt für den E-Commerce eine Reihe von Änderungen im Payment geben wird.
3. Mix an Vorlieben der Zielgruppen ausrichten
Während PayPal als Zahlungsdienstleister und BNPL als Möglichkeit branchenübergreifend für alle Händler zu empfehlen sind, lassen sich für andere Bezahlmethoden nicht ohne Weiteres allgemeingültige Faustregeln formulieren. Auf der anderen Seite ist aber zu unterstreichen: Ob B2C oder B2B, je nach Branche und Marktsegment kann die Integration von bestimmten Bezahlmethoden dringend empfehlenswert sein — während derselbe Dienst in anderen Kontexten keine nennenswerte Rolle spielen würde.
4. Girocard/giropay im Auge behalten
Die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben noch einmal dazu beigetragen, die Girocard an den stationären Ladenkassen in Deutschland zum wichtigsten Zahlungsmittel zu machen — und damit das Bargeld von der Spitze zu verdrängen. Seit Herbst 2022 ist die Girocard mit giropay, dem Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen für den E-Commerce, verknüpft. Viele Branchenbeobachter erwarten, dass die Girocard in Form von giropay und durch die Integration in andere Dienste auch online eine immer größere Rolle spielen wird. Wer giropay im B2C jetzt noch nicht anbieten will, sollte die weitere Entwicklung im Auge behalten.
5. Regelmäßig überprüfen
Ganz allgemein sei zum Schluss betont: Die Auswahl der Payment-Anbieter ist nichts, was — wie die Domain des Shops — in der Regel ein für allemal oder — wie ein Theme für das Frontend — jeweils auf Jahre hinaus festgelegt wird. Die Entwicklungen im Bereich Zahlungsabwicklungen haben in den vergangenen Jahren sehr viele neue Akteure in den Markt gebracht und derart an Dynamik gewonnen, dass bisweilen bereits binnen weniger Monate größere Verschiebungen in der Verteilung des Umsatzvolumens über die unterschiedlichen Bezahlmethoden möglich sind. Daher sollten Shopbetreiber ihr Payment-Portfolio mindestens einmal pro Jahr im Licht der aktuellen Situation kritisch auf den Prüfstand stellen.
Können wir Sie unterstützen?
Wenn Sie Beratung zum Thema Payment im E-Commerce brauchen, sprechen Sie uns gern an. Mit 25 Jahren Erfahrung im E‑Commerce können wir sehr genau einschätzen, welche Dienstleister und welche Bezahlmethoden für welchen Onlineshop richtig und wichtig sind.