Nachhaltiges Webdesign für Onlineshops

Nachhaltiges Webdesign für Onlineshops

Immer häufiger ist von Sustainable Webdesign die Rede. Aber was genau ist damit gemeint? In diesem Beitrag erklären wir, was dahintersteckt, wenn es um die nachhaltige Gestaltung im Web geht und fassen zusammen, worauf Händler achten müssen, damit ihre Onlineshops im laufenden Betrieb Ressourcen schonen.

Energieintensives Internet

Der Energiebedarf für die ständig intensivierte weltweite Nutzung des Internets ist enorm. Laut Statista verschlingt allein der Betrieb von Rechenzentren und Netzen in Deutschland mit 13 Terawattstunden bereits mehr als fünfmal so viel wie alle Privathaushalte in München zusammen (2,5 TWh). Wäre das Internet ein Land, wäre es unter den Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß 2020 auf dem sechsten Platz gelandet und dürfte aktuell bereits auf dem fünften Platz stehen. Dass diese und weitere Zahlen und Kurven zum Energiebedarf und Schadstoffausstoß der Online-Infrastruktur weiter nach oben zeigen, wird niemanden überraschen. Immerhin verlagern sich immer mehr Bereiche und Zusammenhänge, in denen Menschen leben und arbeiten ins Internet.

Software und Ressourcen

Wenn es um den Energiebedarf von Onlinediensten geht, denken viele an Serverfarmen mit dazugehöriger Kühlung und die weltumspannende Netzinfrastruktur bis zu den Endgeräten. Aber die verwendete Software hat ebenfalls einen direkten Einfluss auf den Energiebedarf von IT-Systemen. Das Umweltbundesamt vergibt aus diesem Grund 2021 das Umweltzeichen „Blauer Engel“ auch für ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte. Online lassen sich auf Software-Ebene insbesondere die Last auf dem Server und das zu übertragene Datenvolumen beeinflussen.

Steigende Emissionen „pro Klick“

Was das Datenvolumen betrifft, lässt sich feststellen: Es findet nicht nur immer mehr Kommunikation, Mediennutzung und Konsum online statt, sondern der „Fußabdruck“ jedes einzelnen Klicks wird dabei im Mittel immer größer. Das HTTP Archive nimmt in seinem Page-Weight-Report den einzelnen Seitenaufruf im Browser in den Blick. Dabei zeigt sich, dass der Medianwert der für den Seitenaufbau übertragenen Daten in Kilobyte in den vergangenen fünf Jahren um ein Drittel angewachsen ist. Insbesondere für CSS, JavaScript und Webfonts wird inzwischen deutlich mehr Bandbreite benötigt als noch 2018. Der eigene „Fußabdruck“ hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab und ist nicht ganz einfach zu ermitteln. Online-Check-Tools wie Ecograder oder Websitecarbon, mit denen sich die eigenen Start- Produkt-, Kategorie- und Content-Seiten unter Gesichtspunkten des nachhaltigen Webdesigns überprüfen lassen, liefern eine – allerdings eher grobe – Orientierung.

Ressourcenverbrauch eines Onlineshops

Onlineshops sind zumeist überdurchschnittlich komplexe Websites. Beim Aufruf von Kategorie- und Produktseiten werden die anzuzeigenden Inhalte auf dem Server in aufwendigen Datenbankabfragen zusammengestellt. Zudem müssen sehr viele hochauflösende Bilder bereitgestellt werden. Und wenn der Shop gut läuft, generiert er auch nicht unerheblichen Traffic. All das bedeutet im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit: Der Bereich E-Commerce ist – auch abgesehen von Verpackungen und Versand – potenziell ressourcenintensiv aufgestellt. Aber wie in der Logistik gibt es auch für den laufenden Betrieb des Shops im Internet wichtige Best Practices, mit denen sich der Ressourcenverbrauch effektiv verringern lässt: Nachhaltiges, beziehungsweise Sustainable Webdesign.

Der Begriff „Sustainable Webdesign“

„Sustainable Webdesign“ ist als Begriff bereits vor längerer Zeit geprägt worden. Unter dem Dach des W3C hat sich bereits 2013 eine „Sustainable Web Design Community Group“ zusammengefunden, die im Februar 2023 dazu aufgerufen hat, gemeinsam Leitlinien für das umweltfreundliche Internet zu definieren. In der englischen Form „sustainable web design“ kommt der Ausdruck inzwischen auf gut eine halbe Milliarde Suchergebnisse. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Branche demnach angekommen. Auch hierzulande hat es Einzug in die Checklisten von Nachhaltigkeitsbeauftragten gehalten und bereits seinen Weg in die Anforderungskataloge zu Ausschreibungen im öffentlichen Dienst gefunden. Im Zeichen der Klimakrise ist das sehr begrüßenswert und ja auch schlichtweg notwendig. – Aber in aller Munde ist das Thema trotzdem nicht – oder noch nicht? Warum hat sich „Sustainable Webdesign“ nicht längst zu einem echten Buzzword entwickelt wie einst der (übrigens nur wenig ältere) Begriff „Responsive Webdesign“?

Was ist daran neu – und was nicht?

Möglicherweise reden nicht schon längst alle von Sustainable Webdesign, weil sich dahinter bei genauerem Hinsehen weniger Neues verbirgt, als es zunächst scheint? Da das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren unter dem Eindruck der Klimakrise Hochkonjunktur hat, genügt inzwischen eine einfache Suchanfrage nach „sustainable web design“ oder „nachhaltiges webdesign“, um in den Ergebnissen unterschiedlich lange Listen mit mehr oder weniger redundanten Aufzählungen von Stellschrauben für die nachhaltige Entwicklung und den ressourcenschonenden Betrieb von Websites zu erhalten. Was in diesen Aufzählungen zusammengetragen wird, ist (zumindest überwiegend) tatsächlich sehr wichtig. Aber wer schon länger mit Webtechnologien arbeitet und sich diese Listen ansieht, wird darin fast ausschließlich auf alte Bekannte treffen – eben nur unter einem anders lautenden begrifflichen Dach zusammengefasst. Warum das? Ganz einfach: Nachhaltiges Webdesign soll Ressourcen schonen. Wer eine Website oder einen Shop betreibt und dabei Wert auf Performance, Mobile-Friendliness, Usability und Datenschutz legt, schont damit oftmals bereits Ressourcen.

Handelt es sich beim nachhaltigen Webdesign also nur um alten Wein in neuen Schläuchen? Ohne den Begriff damit in Misskredit bringen zu wollen, lautet die Antwort: Überwiegend ja. Die unter der Überschrift „Sustainable Webdesign“ zusammengestellten Best Practices sollten Entwicklern und Händlern schon lange aus anderen Zusammenhängen bekannt und in ihrer täglichen Arbeit fest verankert sein: Die Last auf dem Server reduzieren, die übertragene Datenmenge gering halten, Bilder und Code komprimieren, Webfonts lokal einbinden, Lazy-Loading nutzen, Optimierung für Mobilgeräte, intuitive Nutzerführung gewährleisten: All das ist wirklich wichtig – und zwar auch, aber eben nicht nur im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz.

In keiner der genannten Aufzählungen darf der Hinweis auf grünes Hosting (auf schlanker Hardware mit Ökostrom und möglichst CO2-neutral) zählen. Das ist ein wichtiger Punkt, und der ist in der Branche tatsächlich auch erst mit der Nachhaltigkeitsdebatte angekommen. Aber Hosting fällt genau genommen natürlich nicht in den Bereich Web-Design. Übrigens: Was Shopbetreiber quer durch alle relevanten Bereiche mit ihrem Unternehmen zur Rettung des Planeten als Lebensraum beitragen können, haben wir in unserem Blog-Beitrag „Nachhaltigkeit im E-Commerce: Der ressourcenschonende Onlineshop“ zusammengefasst.

Grundsatz: Ressourcen schonen

Für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen ist das Schonen von Ressourcen der Grundsatz schlechthin. Wenn es um nachhaltiges Webdesign geht, stehen dabei vor allem die Bereiche Performance-Optimierung und Usability im Fokus.

Auf breiter Basis: Performance optimieren

Je weniger der Server mit den eingehenden Anfragen zu tun hat und je weniger Datenverkehr der Betrieb des Shops beim Bedienen des Traffics verursacht, desto besser. Damit ein Shop auch bei schwächelnder Internetverbindung für die Kunden jederzeit schnell und ohne Warten beim Seitenaufbau zu bedienen ist, muss er auf optimale Performance abgestimmt sein. Dafür ist aber ausdrücklich nicht der Weg über immer mehr Hardware-Power zu empfehlen, sondern über die Optimierung des Codes und der Software-Infrastruktur auf dem Server. Denn nur auf diesem Weg lassen sich hervorragende Performance erreichen und zugleich der Ressourcenverbrauch dauerhaft niedrig halten. (Und die Kosten für das Hosting fallen so natürlich auch geringer aus.) Wie das funktioniert, haben wir allgemein in unserem Beitrag „Der schnelle Shop: Performance-Optimierung für Spitzenlasten“ zusammengefasst und noch einmal etwas spezieller unter dem Titel „Performance-Optimierung für Magento Onlineshops in der Praxis“. Für die Konversionsrate und die Umsätze eines Shops sind kurze Ladezeiten im Frontend ausgesprochen wertvoll. Händler müssen das Thema Performance-Optimierung auf Software-Ebene daher nicht nur ernst nehmen, sondern ganz weit oben auf ihre Agenda setzen – sehr gern mit dem Zusatz „nachhaltiges Webdesign“.

Bis ins Detail: Usability optimieren

Wer einen Onlineshop besucht, sollte nicht erst umständlich über die Seiten und durch Suchfunktion und verschiedene Filter vor und zurück manövrieren müssen, um erst irgendwann (eventuell) beim gewünschten Produkt anzukommen. In Checklisten zu nachhaltigem Webdesign wird darauf hingewiesen, dass jeder unnötige Klick und damit verbundene, eigentlich vermeidbare Seitenaufbau Ressourcen verbraucht, die eingespart werden könnten – durch bessere Nutzerführung. Das ist richtig. Aber dass sich Menschen so schnell und intuitiv wie möglich in der Oberfläche eines Shops zurechtfinden können sollen, ist auch und nicht zuletzt eine Frage der Usability. Ein gut durchdachter und designter Shop ist demnach gut für die User Experience (UX) und hilft gleichzeitig, Ressourcen zu schonen. Shopbetreiber müssen auch diesen Bereich sehr genau im Blick haben, um die Nutzererfahrung zu verbessern, Kaufabbrüche zu vermeiden, Kunden zu binden, mehr Konversionen und höhere Umsätze zu erzielen – und zugleich auch das Klima zu schonen.

Im laufenden Betrieb: Best Practices beachten

Ein Onlineshop, der von Grund auf neu entwickelt wird, sollte von Anfang an mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte, Performance und Usability geplant werden. Auch nachträglich lässt ein Shop sich durch ein gut abgestimmtes Aktionsprogramm zugleich deutlich performanter, besser bedienbar und damit auch nachhaltiger machen: durch Maßnahmen an Frontend und Backend auf Code-Ebene, durch Umbauten an der Software-Infrastruktur auf dem Server oder den Umzug in eine andere Hosting-Umgebung. Aber wie in anderen Lebensbereichen auch gilt im E-Commerce: Wer wirklich nachhaltig handeln, leben, wirtschaften will, muss das Schonen von Ressourcen als Daueraufgabe annehmen. Wichtige Best Practices müssen auch im laufenden Betrieb befolgt werden: Bilder immer komprimieren, beim Content-Management stets die Nutzerführung mitdenken, aktuelle technische Entwicklungen beobachten, nach Möglichkeit auf ressourcenschonende Alternativen umsteigen – und so weiter.

Fazit: Es ist viel zu tun

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Nachhaltiges Webdesign ist ein sehr wichtiges Thema, obwohl – oder gerade weil – die meisten Handlungsempfehlungen, die unter dieser Überschrift immer wieder zusammengetragen werden, bereits aus anderen Kontexten bekannt sind. Selbst wenn der Fokus allein auf die Software-Ebene gelegt wird, gibt es eine Vielzahl wichtiger Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit im E-Commerce, die Händler, Webmaster und Entwickler kennen und in ihrer täglichen Arbeit berücksichtigen müssen. Wer seinen Onlineshop umfassend nachhaltiger aufstellt, tut damit auch etwas für Performance und Usability. Und umgekehrt.

Können wir Sie unterstützen?

Möchten Sie Ihren Onlineshop ressourcenschonend optimieren oder neu entwickeln? Wir beraten Sie gern rund um Fragen der Nachhaltigkeit im E-Commerce und entwickeln gemeinsam mit Ihnen geeignete Strategien und Maßnahmen für Ihren Erfolg.

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