Aktuelle Zahlen und Fakten für E-Commerce-Profis (3. Quartal 2024)
Quartalsweise liefern wir Zahlen und Fakten rund um den E-Commerce, die alle Betreiber von Onlineshops kennen sollten. Für die Sommerausgabe 2024 haben wir eine aktuelle Auswahl von zwölf aussagekräftigen Zahlen und Fakten unter anderem aus den Bereichen B2B, Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit und Versand zusammengestellt.
1. Kaufverhalten: Konsummaschine E-Commerce
Im Mai 2024 wurde aus dem AliExpress Consumer Insights Report zitiert, dass ungefähr jeder vierte Befragte den Großteil seiner Einkäufe online erledigt, während immerhin knapp jeder dritte Befragte Produkte noch zu 26 bis 50 Prozent offline im Einzelhandel besorgt. Allerdings gab bereits jeder Zehnte an, offline sogar überhaupt keine Umsätze mehr generiert zu haben.
Der Konsum von immer mehr Menschen in Deutschland verlagert sich zusehends in den E-Commerce, während der klassische Offline-Konsum für eine wachsende Gruppe (fast) keine Rolle mehr spielt.
2. Kundenservice: Onlineshops müssen Kunden etwas bieten
In der umfangreichen ECC Club Studie „It’s Magic – Mit Channel-Magie aus der Krise!“ ist sehr deutlich geworden, dass es für Shopbetreiber auf mehr als die richtigen Produkte im Sortiment ankommt. So gab fast jeder zweite der Befragten an: „Ich breche den Kauf im Onlineshop ab, wenn mir keine weiterführenden Services angeboten werden, die mir die Suche nach dem richtigen Produkt erleichtern“.
Guter Kundenservice wird beim Onlineshopping inzwischen fest vorausgesetzt. Und – auch das hat die Studie deutlich herausgearbeitet – eine Mehrzahl der Kunden ist auch gern bereit, für guten Service etwas mehr zu bezahlen. Geiz ist eben doch nicht so geil.
3. B2B-E-Commerce wird effektivster Vertriebskanal
Einer McKinsey Studie zufolge haben 35 Prozent der Befragten den B2B-E-Commerce als wichtigsten Vertriebskanal genannt – und zwar mit deutlichem Abstand vor persönlichem Verkauf (26 Prozent), Videokonferenzen, E-Mail und Telefon (12, 10 und 8 Prozent).
Im B2B-E-Commerce winken erhebliche Umsatzpotenziale. Inzwischen sind Warenkörbe von 500.000 Dollar für sieben von zehn Entscheidern völlig in Ordnung – und auch die Zahl derer, die Umsätze von über 10 Millionen Dollar im Checkout platzieren würden, steigt der Untersuchung zufolge.
4. Re-Commerce: Second Hand als feste (kleine) Größe am Markt
Im ersten Quartal 2024 hat der Verkauf von gebrauchten Gütern bei gewerblichen und privaten Anbietern nach einer Hochrechnung des Branchenverbands bevh 5 Prozent des E-Commerce-Umsatzes in Deutschland erreicht.
Wenn dabei in Rechnung gestellt wird, dass die mit Gebrauchtwaren erzielten Umsätze durch das in der Regel im Vergleich zu Neuware deutlich niedrigere Preisniveau verhältnismäßig gering ausfallen, ist der Marktanteil des Re-Commerce noch einmal höher einzuschätzen.
5. Marktplätze: Viel Skepsis gegenüber Temu, Shein & Co.
Im zehnten Trend Check Handel, einer Studie des ECC Köln in Zusammenarbeit mit Salesforce aus dem Mai 2024, die sich intensiv mit der preisgünstigen E-Commerce-Konkurrenz aus Asien auseinandersetzt, hat sich herausgestellt: Zwei Drittel der Befragten können sich nicht vorstellen, online auf Marktplätzen mit Waren aus Asien zu bestellen, während nur ein Sechstel sich dafür offen zeigt – und ein weiteres Sechstel noch unentschlossen ist.
Daran wird deutlich, wie viel Skepsis gegenüber Anbietern wie Temu und Shein jenseits des Hypes bei einem Großteil der Verbraucher weiterhin gehegt wird.
6. Preise: Inflation an die Kunden weiterreichen?
Im Rahmen der Händlerbund Payment-Studie 2023/2024 gaben 2 von 3 Shopbetreibern an, inflationsbedingte Preissteigerungen an ihre Kunden weitergegeben zu haben. Jeder sechste hat die Preise dabei sogar um mehr als 10 Prozent angehoben.
Zwar herrscht im E-Commerce eine besondere Preistransparenz, aber bei flächendeckenden Preissteigerungen treffen die meisten Händler gezwungenermaßen dennoch Entscheidungen, die aus Kundensicht schmerzhaft sind.
7. Nachhaltigkeit: Ökologie überlagert soziale Dimension
In der vom ECC Köln in Zusammenarbeit mit Creditreform durchgeführten Studie B2Best Barometer Nummer 14 mit dem Fokusthema Nachhaltigkeit vom Juni 2024 wurden unter anderem nach den wichtigsten Stellschrauben für eine nachhaltigere Entwicklung von Unternehmen in Großhandel und B2B-Vertrieb gefragt. Die ersten drei der am häufigsten genannten Stellschrauben fallen dabei alle in den Bereich Ökologie (Verbrauch senken, Recycling und nachhaltige Materialien verwenden). Stellschrauben aus den Bereichen Soziales und Unternehmensführung wurden allesamt seltener genannt: Verbesserung von Arbeitsbedingungen, gesellschaftliches Engagement und Diversität.
Die drei Säulen der Nachhaltigkeit, die oft mit ESG abgekürzt werden (Environmental Social Governance beziehungsweise Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) werden noch längst nicht überall zusammen gedacht, wenn Fragen zu nachhaltigeren Wegen für Unternehmen im Raum stehen.
8. Barrierefreiheit: Baustellen, so weit das Auge reicht
Einer Studie von WebAIM aus dem Frühjahr 2024 zufolge weisen 96 Prozent der Startseiten der Top-1.000.000-Websites Verstöße gegen Best Practices für die Barrierefreiheit auf. Es haben also fast alle Websites und Onlineshops noch Nachholbedarf in puncto Zugänglichkeit. Die Zahl der Barrierefreiheitsverstöße lag im Durchschnitt bei 56,8. Die am häufigsten gefundenen Verstöße sind Text mit zu geringem Kontrast (81 Prozent), fehlende Alternativtexte für Bilder (55 Prozent) und fehlende Formularbeschriftungen (49 Prozent).
Für die Betreiber der meisten Websites und Onlineshops ist noch ziemlich viel zu tun, bis das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) am 28. Juni 2025 rechtlich bindend in Kraft tritt. Was genau, haben wir hier im Splendid Blog in unserem Schwerpunkt zur Barrierefreiheit zusammengestellt.
9. Payment: PayPal bleibt beliebteste Zahlungsmethode im E-Commerce
In der EHI-Studie „Online-Payment 2024“ wird deutlich: PayPal ist mit einem Marktanteil von 27,7 Prozent weiterhin die beliebteste Zahlungsmethode im E-Commerce in Deutschland. Aufgeholt hat neben dem Rechnungskauf (26,7 Prozent) auch der Ratenkauf, der seinen Anteil auf 3,9 Prozent fast verdoppelt hat.
PayPal ist hierzulande weiterhin mit deutlichem Abstand der Goldstandard, wenn es um genuin digitale Bezahlverfahren geht. Konkurrenten wie Amazon Pay, Apple Pay, Google Pay, Alipay und Giropay, das bis zum Jahresende eingestellt werden soll, kommen auch zusammengerechnet nur auf einen minimalen Marktanteil.
10. Verpackung: Online-Händler kaufen Verpackungsmaterial überwiegend offline
In seiner Verpackungsstudie 2024 hat der Händlerbund festgestellt, dass die große Mehrheit der Onlinehändler die für die Branche ja durchaus nicht unwichtigen Verpackungsmaterialien offline einkauft. Nur 31 Prozent der Shopbetreiber bestellen Verpackungsmaterial bei ihren entsprechend spezialisierten E-Commerce-Kollegen.
11. Versand I: B2C-E-Commerce beflügelt Paketbranche
Aktuell berichtet tagesschau.de, dass der Bundesverband Paket und Expresslogistik im vergangenen Jahr gerade im Bereich B2C-Online-Bestellungen ein kräftiges Plus im Paketaufkommen bewältigt hat. Insgesamt wurden 4,175 Milliarden Sendungen befördert, stellt die von dem Branchenverband in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen KE-Consult angefertigte Studie fest.
Der B2C-E-Commerce trotzt augenscheinlich allen schlechten Nachrichten über schwächelnde Konjunkturdaten, Inflationsangst und Reallohnverluste. Die Paketbranche prognostiziert in der erwähnten Studie für die Zukunft weiteres Wachstum.
12. Versand II: Höchste Kundenzufriedenheit bei Lebensmitteln
Auch wenn der Versand im Lebensmittelbereich im Hinblick auf Temperatur und Dauer oftmals kritisch ist, scheint der Onlinehandel mit Speisen und Getränken hierzulande hervorragend zu funktionieren. Mit 88,3 Prozent vergaben nach Zahlen des bevh in dieser Branche so viele Kunden wie in keiner anderen die Bestnote fünf Sterne.
Wenn es darauf ankommt, kommt die Ware ganz offenbar ganz hervorragend an. Onlinehändler sollten auch jenseits des Bereichs Lebensmittel großen Wert auf zuverlässige Versandmethoden legen. Die Kunden werden es ihnen danken.
Nicht verpassen: Aktuelle Zahlen und Fakten für E-Commerce-Profis im Oktober 2024
Die nächste Ausgabe unserer aktuellen Zahlen und Fakten für E-Commerce-Profis veröffentlichen wir im Oktober 2024. Damit Sie unser regelmäßiges Update für Shopbetreiber garantiert nie verpassen, können Sie einfach unseren monatlichen Newsletter abonnieren.